Isländische Sprache und Literatur

Isländische Sprache und Literatur

Isländische Sprache und Literatur. Die isländische Sprache ist ein Zweig der altnorwegischen und mit dieser bis ins 13. Jahrh. gleich, wenn auch mit dialektischen Eigentümlichkeiten. Sie erreichte ihre höchste Entfaltung zur Blüte der Literatur im 13. Jahrh. Aufnahme nur weniger Fremdwörter. Im 14. und 15. Jahrh. Dehnung kurzer Stammsilben, Beginn des Neuisländischen. Ausgleich der Formen, sonst erhält sich formell die alte Sprache. – Vgl. Kahle (1896), Holthausen (1895-96), für das Neuisländische Carpenter (1881).

Die älteste Literatur ist Dichtung; ihr eigen ist die Strophe, die Alliteration und das Prinzip der Silbenzählung; diese Dichtung hatten die Isländer mit aus Norwegen gebracht, so die Eddalieder, daneben die Skaldendichtung, feierliche Gedichte zum Lob der Fürsten, Blüte derselben im 10. und 11. Jahrh.: Glimm, Einare, Koernak, Hallfred, bes. Skallagrimsson, ferner Sighvata, Amon Jarlaskald, Snorri Sturluson. Später auch geistl. Gedichte. Eine bes. charakteristische Erscheinung der altisländ. Literatur sind die Sagas (Sögur), prosaische Erzählungen in einem eigenen knappen Stil, erst mündlich fortgepflanzt, seit dem 12. Jahrh. aufgezeichnet. Vater der Sagaliteratur ist Ari, Höhepunkt unter Snorri. Islandingasagas (Geschlechts-, Familie- oder Personengeschichten): »Eyr byggjassaga«, »Njálssaga«, »Egilssaga«, »Sturlungasaga«; die »Biskupasögur« behandeln das Leben der isländ. Bischöfe, die »Konungasögur« das der norweg. Könige. Am berühmtesten Snorris Geschichtswerk »Heimskringla«. Auch mythische und märchenhafte Stoffe werden behandelt: »Völsungasaga«, »Fridhthjófssaga«, »Hervararsaga« u.a. Ebenso die Legenden der Apostel und Heiligen (Postula-Heilagramannasögur). Von weiterer Bedeutung sind Snorris Lehrbuch der Poetik, die Edda, die Sammlungen von Gesetzbüchern (Grágás), die Annalen. – Aufschwung zu neuem geistigen Leben nach der Reformation: antiquarisch-histor. Studien im 17. und 18. Jahrh. (F. Jonsson »Historia ecclesiastica«). Im 19. Jahrh. Neuentfaltung der Literatur: lyrische Dichter und Prosaisten: Bj. Thorarensen, Thoroddsen, Kr. Jónsson, Thorsteinsson, Jochunsson, Pálsson; Staatsmann, Philolog und Historiker: Jón Sigurdsson; Philologen: Sv. Egilsson, K. Gislason, Vigfusson; Geograph: Thoroddson. – Vgl. Schweitzer (1885-89), F. Jonsson (1891-92), Holthausen (1896); für die neuisländ. Literatur Küchler (1896-1902), Poestion (1897).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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